Man kennt ihn als cholerischen Gernot Hassknecht aus der heute-show, aber Hans-Joachim Heist kann auch anders. Zusammen mit seiner Filmpartnerin Ramona Kunze-Libnow spielt er im Fernsehfilm “Verliebt auf Island” ein Ehepaar, das in der atemberaubend schönen Landschaft Islands noch einmal von vorne beginnt.
Herr Heist, wie waren die Dreharbeiten auf Island?
Hans-Joachim Heist: Das ist eine großartige Insel mit einer eindrucksvollen Landschaft. Die Geysire, die heißen Quellen und die blaue Lagune, das war unglaublich. An den freien Drehtagen haben wir sehr viel gemeinsam unternommen. Das ganze Team hat sich hervorragend verstanden. Die Dreharbeiten waren aber auch sehr anstrengend, vor allem die Nachtdrehs, aber die großartige Insel hat einen total entschädigt.
Das ist jetzt ein Jahr her. Wie lange dauerten denn die Dreharbeiten?
Hans-Joachim Heist: Wir waren vier Wochen vor Ort und hatten 19 Drehtage, das war schon sehr ambitioniert.
Frau Kunze-Libnow, seit den Dreharbeiten haben Sie sich nicht mehr gesprochen, oder?
Ramona Kunze-Libnow: Nein, und ich freue mich sehr, seine Stimme zu hören.
Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?
Ramona Kunze-Libnow: Erst mal habe ich mich gefreut, dass ich mit meinem lieben Mann zusammen drehen konnte. Dass wir uns kennengelernt haben, ist für mich eine ganz große Freude, verbunden mit dieser traumhaft schönen Natur, die einfach wie ein Traumbilderbuch ist und so viele Emotionen in einem freisetzt. Das habe ich in dieser Schönheit noch nicht erlebt, das sage ich ganz ehrlich. Und dann die Beziehung mit meinem lieben Mann …
Hans-Joachim Heist: Du meinst aber jetzt Deinen Filmmann … Du sprichst immer von deinem Mann. Ich hab ihn nicht gesehen, war er dabei?
Ramona Kunze-Libnow (lacht): Nein, mein Mann warst natürlich du. Auch wenn wir beide privat zusammengesessen haben mit dem Blick über den Ozean war das einfach umwerfend aufregend. Manchmal habe ich gedacht, ich kann gar nicht durchatmen, so schön wie das ist.
Hans-Joachim Heist: Das kam auch, weil wir einige Nordlichter gesehen haben. Das ist doch noch mal ein ganz besonderes Erlebnis. Rundum waren das wirklich tolle Drehtage und ich bin begeistert, was der Film für großartige Aufnahmen von der Insel zeigt.
Herr Heist, Ihre Rolle im Film erinnert an die des cholerischen Gernot Hassknecht aus der heute-show.
Hans-Joachim Heist: Man kann den Gerhardt nicht vergleichen mit der Figur Hassknecht. Der Gernot ist einer, der sich über Dinge aufregt, er ist ein Choleriker, aber kein Griesgram. Er hat genaue Vorstellungen und weiß ganz genau, über was er sich aufregt und das sind keine unwesentlichen Dinge. Natürlich kommt auch ein bisschen von der Hassknecht-Rolle in dieser Rolle durch, aber die Figur Gerhardt ist mehr die eines Besserwissers, der mit seinem Wissen prahlen will. So ist Gernot Hassknecht nicht. Aber es sind beide Charaktere, die Ecken und Kanten haben und die ich gerne spiele, weil sie beim Zuschauer in Erinnerung bleiben.
Müssen Sie als Schauspieler Sympathien für diese Figuren haben, damit Sie sie authentisch spielen können?
Hans-Joachim Heist: Natürlich versuche ich jede Rolle, und das wird Ramona genauso gehen wie mir, so authentisch wie möglich rüberzubringen. Wenn mir jemand sagt, diese Rolle sei mir wie auf den Leib geschrieben, dann habe ich wohl alles richtig gemacht.
Sie spielen ein skurriles Ehepaar, das im Reisebus die Insel erkundet. Dabei haben Sie mit einigen Eheproblemen zu kämpfen …
Hans-Joachim Heist: Die Rolle von Ramona ist Sieglinde, die immer runtergeschluckt hat, dass ihr Mann so ein Besserwisser war und hat das akzeptiert. Aber innerlich hat sie wahrscheinlich schon längere Zeit gebrodelt und dieses Brodeln ist dann wie ein Geysir rausgekommen. Genau an der Stelle, wo sie bei den Geysiren waren und er sie vor allen Mitreisenden niedermacht. Das hat bei ihr das Fass zum Überlaufen gebracht.
Frau Kunze-Libnow, was setzen Sie ihrem Mann In dieser Situation als Sieglinde entgegen?
Ramona Kunze-Libnow: Verbunden mit dieser Emotionalität der Landschaft begreift sie, dass eine Kraft in ihr ist, verbunden mit den schönen Bildern, die ihr sagt, so will ich nicht mehr weiterleben. Sie beschließt, den Koffer noch mal neu zu packen und neu zu beginnen. Natürlich hat sie ihn immer noch lieb und viele Jahre sind ja vergangen, 25 Jahre waren sie zusammen. Sie begreift, dass das Glas immer noch halb voll sein kann und nicht halb leer. Und sagt, ich lasse mich scheiden von dir. Und da ist die Frage, entweder sie nähern sich wieder an und er verändert sich und geht auch mal auf sie ein oder die Trennung ist da.
Wie löst sich die Situation?
Hans-Joachim Heist: Er sagt ja dann, 25 Jahre Ehe, das wirft man doch nicht einfach so weg. Und im Film kommt es zu intensiven Aussprachen. Zuerst blockiert sie ihn und lässt ihn erst mal am langen Arm zappeln. Durch die langen Unterhaltungen mit der Figur von Ann-Kathrin Kramer wird ihm doch klar, dass es so nicht weitergehen kann. Da gibt es diese eine sehr schöne Szene, wo Gerhardt und Sieglinde zusammen in den Sternenhimmel gucken, die Papageientaucher beobachten und sich wieder näherkommen. So, dass sich ihre Beziehungsprobleme auch nach 25 Jahren Ehe durch Gespräche lösen können.
Ramona Kunze-Libnow: Er weiß auf einmal und fühlt, was er verlieren könnte. Und er begreift, dass er sie noch lieb hat. Da sie hart wie ein Stein ist und wirklich sagt, ich gehe aus deinem Leben. Und dann entdecke ich als Figur, dass ich ihn ja auch noch liebe. Und nach so vielen Jahren geschieht etwas Wunderschönes, sie nähern sich wieder an und haben am Ende diese wunderschöne Liebesszene, als sie sich wie zwei Kinder neu entdecken. Auch eine in die Jahre gekommene Beziehung kann durchaus wieder belebt werden, wenn man denn nur möchte.
Was kann die Generation 59plus mitnehmen aus diesem Film als Botschaft?
Hans-Joachim Heist: Dass es in jedem Alter und in jeder Generation Beziehungsprobleme gibt und man sich annähern kann. Man kann es nicht verallgemeinern. Es gibt Beziehungen, die haben sich dermaßen auseinandergelebt, dass die Partner sich nichts mehr zu sagen haben. Aber wenn da noch ein Funken Liebe ist wie in diesem Fall von Sieglinde und Gerhard, dann muss man miteinander reden und dann kann es auch wieder was werden.
Ramona Kunze-Libnow: Ich glaube, dass man jeden Tag seine Koffer aufklappen und neu beginnen kann. Es ist in jedem Alter möglich, sich inspirieren zu lassen. Das ist auch eine schöne Aussage des Films.
Und dass man sich immer wieder neu ineinander verlieben kann, auch nach 25 Jahren, gerade wenn man mal aus dem gewohnten Trott rauskommt …
Ramona Kunze-Libnow: Das kann eben auch von einer schönen Landschaft ausgehen, wenn man etwas Überwältigendes sieht und beginnt darüber nachzudenken, was alles noch möglich ist. Das Leben ist nun mal endlich, das wissen wir ja alle, aber über Gefühle angesichts solcher Schönheiten dann auch den Partner wieder einzubeziehen, das ist ja eine schöne Geschichte. Das Schöne an den beiden ist natürlich auch, als würde Liebe wieder auf einer anderen Ebene stattfinden und es nicht einfach so weiterläuft. Es gibt ja nicht wirklich Stillstand, das wäre dann der Tod. Man kann sich immer wieder neu entdecken.